Materialorganisation im Bauhandwerk: Schnäppchenjagd und Konkursaufkauf

Greven, November 2020 Vor langer Zeit hieß es „Im Einkauf liegt der Gewinn!“. Damals war das Material allerdings auch teurer als der Lohn. Heute bewegt sich im Handwerk das Material-Lohn-Verhältnis je nach Gewerk von 20 zu 80 Prozent. Das hat Auswirkungen auf die Materialbeschaffung und -bewirtschaftung. Beides muss möglichst effizient organisiert sein, um die Prozesskosten niedrig zu halten und die Arbeitszeit produktiv nutzen zu können.

Der Lohn und damit die Arbeitszeit sind heutzutage teurer als das Material. Die Idee Material aus der Konkursmasse eines anderen Betriebes zu Schnäppchenpreisen aufzukaufen, ist daher keine gute Idee.

Was passiert eigentlich, wenn Sie das Lager eines insolventen Betriebes aufkaufen?

  • Man holt sich einen Berg an Material in den Betrieb, von dem man gar nicht weiß, wo man ihn im eigenen Lager unterbringen soll. Wenn das eh schon aus allen Nähten platzt, wird das Chaos noch größer.
  • Man weiß einfach nicht, was man sich alles aufgehalst hat – die Mitarbeiter erst recht nicht. Zu den zusätzlichen Suchzeiten im Lager kommen weitere für die Sichtung des unsortierten Materials.
  • Man kann nicht absehen, wie lange der Betrieb mit diesen zusätzlichen Problemen zu kämpfen hat und was es letzten Endes mehr kostet.
  • Die zusätzlichen Suchzeiten und die irgendwann fällige Entsorgung des nicht benötigten Materials wird aber mit Sicherheit um ein Vielfaches teurer sein, als die Einsparung, die man sich aufgrund des unschlagbar günstigen Preises für das Insolvenzmaterial erhofft hat. Ganz abgesehen vom Ärger der Mitarbeiter, die sich die ganze Zeit damit herumschlagen müssen.

Ähnlich verhält es sich mit Sonderangeboten: der Geschäftsführer eines großen SHK-Betriebs hat beispielsweise einen ganzen LKW voll Thermen aus einem Sonderangebot bestellt. Bei Lieferung musste sich der Projektleiter zwei Stunden damit beschäftigen, die Thermen abzuladen und irgendwo auf dem Firmengelände unterzubringen. In der Folgezeit wurden die Thermen nach Bedarf hin- und hergeschoben, bis sie endlich verkauft waren. Wenn sich solche Aktionen ständig wiederholen, führt das zu Unmut bei den betroffenen Mitarbeitern, denn es hält das Tagesgeschäft unnötig auf. Die unnötige Kapitalbindung, trotz des Angebotspreises steht dabei meist auch in keinem Verhältnis.

Man sollte also mit Sonderangeboten, Schnäppchen und Insolvenzkäufen immer sehr vorsichtig sein.

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