Es geht auch in diesem Blog-Artikel um Lageristen im Handwerk und deren Aufgaben. Doris Paulus, Markus Oelze und Miguel Kaposty von der Paulus-Lager GmbH legen heute den Blick auf Betriebe mit mehr als 25 Mitarbeitern.
Nach unserer Auffassung ist ein Lagerist nicht nur Dreh- und Angelpunkt eines gut geführten Lagers, sondern auch eine Person vom Fach. Er weiß genau, welches Teil er in den Händen hält, wenn es geliefert wird und kann beurteilen, ob es passend bestellt wurde, die Qualität stimmt und pünktlich geliefert wurde.
Anerkannte Position im Betrieb
Im Betriebsgefüge stehen der Lagerist im Handwerk an einer fest definierten Stelle und diese befindet sich nicht am unteren Ende der Hierarchie. Ein Lagerist arbeitet viel mehr auf der Produktions-Ebene neben Monteuren und Werkstattmitarbeitern gleichberechtigt auf Augenhöhe, sein Vorgesetzte ist der Einkäufer. Gemeinsam mit dem Einkäufer werden Veränderungen in der Artikelliste – welches Material kommt rein, was kann raus aus dem Lager – vorgenommen und der Einkäufer verhandelt die Preise.
Leider führen in viele Betrieben die Lageristen nicht die Bestellungen durch. Das heißt, sie können Lieferungen nur nach Lieferschein kontrollieren, die jedoch nicht immer vollständig sind. Nach unserer Auffassung sollte ein Lagerist im Handwerk in der Lage sein, alle Lieferfehler verfolgen zu können. Bei Betrieben mit 17 oder 19 Monteuren fließt täglich eine unglaubliche Menge an Material durch. Diese große Menge im Griff zu haben, ist wirklich schwierig. Und deshalb muss der Lagerist schon bei der Bestellung im Bilde sein.
Gründliche Waren-Organisation im Handwerk
In erster Linie ist der Lagerist im Handwerk für die Warenannahme und Wareneingangsprüfung und das einlagern zuständig. Das bedeutet, er schaut sich anhand der Bestellunterlagen an, welches Material, wann angeliefert werden soll und checkt Vollständigkeit, Pünktlichkeit und ob die Mengen und die Qualität stimmt. Insbesondere aufgrund der Regressprobleme mit Herstellern ist es wichtig, dass es bei größeren Betrieben ab in etwa 25 Mitarbeitern Lageristen im Handwerk gibt. Denn sollte mal ein Teil defekt geliefert und auf der Baustelle eingebaut worden sein, wäre heutzutage theoretisch der Hersteller dran, die Einbaukosten mit zu übernehmen. Diese sind inzwischen darauf fixiert, die Einbaukosten zu vermeiden indem sie den Handwerksbetrieben vorwerfen, keine ordnungsgemäße Wareneingangsprüfung durchzuführen, mit der der Mangel aufgefallen wäre. Die Handwerksbetriebe sind als in der Beweispflicht, eine regelmäßige Wareneingangsprüfung nachzuweisen und hier werden ca. 90% der Betriebe ein Problem bekommen.
Sorgfältig Einlagern
Das Einlagern oder Wegräumen von geliefertem Materials ist eine weitere Aufgabe des Lageristen. Oft liegen die Pakete im Weg, werden umher geschoben, unter den Regalen versteckt, keiner weiß, was drin ist. Irgendwann erbarmt sich einer, öffnet das Paket, „kümmert sich“, in dem die bestellte Ware irgendwo hingelegt wird. So wird das Lager natürlich ganz schnell zum absoluten Chaos, denn keiner weiß mehr, wo was hin geräumt wurde. Das Einlagern von Material ist also enorm wichtig um zu hohe Einkaufkosten zu verhindern und braucht einen klaren Ablauf an den sich gehalten werden muss.
Gewissenhaft Baustellenrücklauf aufsortieren
Was passiert mit dem Material, das die Monteure von der Baustelle meist in einer Kiste gesammelt am Abend zurückbringen? Darin sind oft Dinge wie Verpackungen, Einzelteile, Müll und nicht gebrauchtes Standard- oder Kommissionsmaterial. Das muss sorgfältig vom Lageristen zurücksortiert werden. Im Besten Fall natürlich ohne den Müll – den sollten die Facharbeiter vorher selbst entsorgen. Die Kommissionsreste müssen im nächsten Schritt umgehend in die Retouren-abwicklung.
Professionelles Retouren-Management
In unseren Augen ist das strukturierte Rücksenden von Kommissionsware ein sehr wichtiger Teil der Arbeit eines Lageristen. Zum einen schaffen wir unbenutztes Material aus dem Betrieb und damit Platz im Lager, zum anderen kommt wieder Geld aufs Konto. Wenn es aber für diese Aufgabe keinen festgelegten Prozess gibt, dann landet das Material oft bei einer Verwaltungskraft auf dem Tisch, die sie möglicherweise anmeldet. Doch nicht alle Lieferanten kommen dann zur vereinbarten Abholungen. Wenn das nicht kontrolliert wird, versandet diese Aufgabe oft und bares Geld oder vielmehr das nicht zurückgegebene Material bleibt ungenutzt in einer Ecke liegen. Der Lagerist würde an dieser Stelle den Retouren Prozess überwachen, beim Lieferanten nachfassen und somit Geld in einem nicht unerheblichem Umfang für den Betrieb einholen. Kostenreduzierung durch zurückgegebenes Material ist nicht zu unterschätzen. In den Betriebsgrößen in denen nach unserer Erfahrung ein Lagerist im Handwerk erforderlich ist, also ab etwa 25 Mitarbeitern, können hier leicht 30.000€ nach unserer Erfahrung zusammenkommen.
Logisches Kommissionsreste-Management
Hier geht es darum festzustellen, ob sich das übrig gebliebenen Material als Retoure eignet oder ob es zu günstig, als dass sich der Aufwand lohnt. Das zu prüfen und einzuschätzen ist Aufgabe eines Lageristen im Handwerk. Sollte sich eine Rückgabe nicht lohnen, muss in das übrig gebliebenen Material regelmäßig gesammelt entsorgt werden. Und zwar automatisiert, ohne Rücksprache mit dem Chef oder dem Projektleiter, der sein Lieblings-Material gerettet bekommen möchte. Ein Lagerist ist dafür verantwortlich, dass Material geordnet in den Betrieb hinein- und auch wieder hinausfließt. Nur so können Materialberge, die alles verstopfen, vermieden werden.
Kontinuierlich Standardmaterial festlegen
Im Laufe der Zeit ändern sich die Kunden, Hersteller, Produkte. Deshalb ändert sich auch die Liste der festgelegten Standardmaterialien. Diese Liste zu Pflegen ist sehr wichtig. Für diese Aufgabe ist es ebenfalls hilfreich, wenn der Lagerist vom Fach ist und sich mit der Branche auskennt. Deshalb plädieren wir dafür, dass ein Lagerist ein gelernter Facharbeiter ist, der von der Montage oder Werkstatt ins Lager wechselt. Dann kann er die Aufgaben alle besonders gut durchführen. Und weil er ein Kollege unter Kollegen ist, gibt es auch gar keinen Grund ihn abwertend zu behandeln und ihn zum Beispiel Müll wegräumen zu lassen.
Laufende Aufgabe: Standardmaterial bestellen
Nach dem Paulus-Lager Prinzip sollten im Lager Mindest- und Maximalmengen für jedes Teil festgelegt sein. Sobald die Mindestmenge bei der Entnahme unterschritten wird, kann jeder Mitarbeiter die Karte zur Nachbestellung an den Lageristen geben, der dann gesammelte Bestellungen erledigt und das neu gelieferte Material wiederum prüfen und einsortieren kann.
Hohe Kompetenz um Material vorzurichten
Wenn ein Lagerist im Handwerk genau weiß, was er für eine Baustelle vorrichten soll, kann er das durchaus für die Monteure machen. Dafür braucht er von den Projektleitern eine Übersicht des benötigten Materials und er muss natürlich wissen, wo das Material im Lager liegt. Auch wenn das High-End-Lagerführung im Handwerk ist, mit dem System von Paulus-Lager ist das gar kein Problem.
Fazit
Ein Lagerist ist aus unserer Sicht die wichtige Schaltstelle zwischen Lager, Einkauf und Team. Er unterstützt als wichtiges, hochqualifiziertes und produktives Mitglied der Mannschaft den Betrieb auf allen Ebenen. Außerdem ist er ein geschätzter Ansprechpartner für die Projektleiter, weil er den Überblick über das komplette Lager, Berufserfahrung und gute Materialkennnisse hat. Das ist besonders für jüngere Mitarbeiter oft eine große Hilfe. Für diesen Job eignen sich ältere Mitarbeiter, die aus dem Handwerk kommen aber nicht mehr jeden Tag auf der Baustelle aktiv arbeiten können, weil es körperliche Verschleißerscheinungen gibt. Die Position eines geschulten Lageristen im Handwerk schenkt so einem Mitarbeiter dann eine ganz neue Perspektive. Sie können dem Betrieb weiterhin mit ihrem fachlichen Know-how zur Verfügung stehen und sorgen zusätzlich mit ihrer Arbeit für Gewinnsteigerung.