Wir haben kein Lager

26.05.2021: Wie realistisch ist es, als Bauhandwerksbetrieb ohne Lager zu arbeiten?

Es passiert immer wieder, dass uns Inhaber auf Veranstaltungen oder Messen freudestrahlend im Gespräch berichten, dass sie kein Lager haben und es auch nicht brauchen. Aus unserer Sicht ist diese Haltung unrealistisch und absolut nicht zu empfehlen. Warum, das wollen wir in diesem Blog-Artikel erklären.

Wir, das sind Doris Paulus, Mathias Oelze und Miguel Kaposty – allesamt Profis mit jahrelanger Erfahrung bei der Paulus-Lager GmbH. Wir sind vor Ort in den Betrieben und kriegen hautnah mit, warum ein Lager vorhanden und vor allem anständig organisiert sein muss. Denn ein gut geführtes Handwerkerlager ist bares Geld wert und spart dem Inhaber viel Zeit und Nerven.

Geht Lagerhaltung ohne Lager überhaupt?

Wir antworten mit einem klaren NEIN. Die Frage ist nämlich: Wie sieht es in einem Betrieb ohne Lager aus, und vor allem, wie wird so ein Betrieb organisiert? Angeblich kommt das Material auf Kommission und wird sofort eingebaut oder verwendet. Das Problem ist aber immer: alles was von der Baustelle zurückkommt oder von einem Auftrag übrigbleibt, sammelt sich unkontrolliert an und liegt über Jahre ungenutzt herum. Ein Baustellenrücklauf kann schnell Überhand nehmen, ist aber bares Geld wert. Mehrere tausend Euro können in Form von Material in einem Handwerkerlager herumliegen und zustauben. Dieses Material ist „nicht sichtbar“, d.h. es wird nicht wahrgenommen und oftmals neu bestellt, obwohl es vorhanden ist. In praktisch allen unseren Projekten erleben wir dann live, wie dieses ehemals teuer eingekaufte Material in den Container wandert, weil es mittlerweile zu alt, defekt, unvollständig oder technisch überholt ist. „Kein Lager“ bedeutet also eigentlich „Keine organisierte Lagerhaltung“.

Verbrauchsmaterial wird oft übersehen

Und wie soll es mit den zig Kleinteilen funktionieren, die man im laufenden Betrieb braucht? Dinge wie Cutter, Bits, Werkzeug, Batterien für Messgeräte, Sägeblätter, Chromringe, SDS Bohrer, Syphons, Dichtungen, Lötwasser, Klebebänder und so weiter, werden täglich gebraucht, sollten nur kontrolliert bestellt und entnommen werden. Ohne Lager fahren die Mitarbeiter üblicherweise jeder einzeln zum Händler, kaufen stückweise Verbrauchsmaterial, trinken noch schnell ein Kaffee und erzeugen auf diese Weise Unmengen an Arbeitszeitverlust und unnötige Kosten.

Lagerlos gleich geldlos

Es ist ein Irrglaube, dass sich ohne ein sinnvoll organisiertes Handwerkerlager Geld sparen lässt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: viel zu viele Beschaffungsfahrten, nichts wird mehr wiedergefunden, Kistenweise türmt sich unbenutztes Material und es wird weiter fleißig bestellt.

Das Team kriegt es ab

Außerdem bedeutet „Wir haben kein Lager“, dass die Mitarbeiter keine Chance haben, sich korrekt zu verhalten. Denn sie wissen nicht, wo das Material hinsoll und wo man es gegebenenfalls wiederfinden kann. Die Mitarbeiter bekommen aber laufend einen Anpfiff, weil im Betrieb Chaos herrscht und die Projektkalkulationen nicht eingehalten werden. Das ist für das Team unglaublich schlecht. Man braucht also mindestens ein Lager mit Regalen, wo die Monteure die Rückläufer zurücksortieren können.

Inhaber geben auf

Eine weitere Folge ist, dass die Inhaber einfach resignieren. Denn das Chaos in einem Handwerkerlager ist oft fast nicht mehr zu überschauen. Die Kleinteilmenge ist einfach zu groß, um sie ohne gute Lagerhaltung zu organisieren. Das ist für den Fortbestand und den Erfolg eines Betriebes quasi der Anfang vom Ende.

Tägliche Bestellungen sind nicht zu empfehlen

Ein weiterer Aspekt sind die vielen täglichen Bestellungen durch verschiedene Personen beim Großhandel. Immer wieder ruft jemand an und bestellt ein Teil. Das wird dann täglich angeliefert und muss verräumt werden. All das kostet viel Zeit und Geld und ist alles andere als effektiv – im Gegenteil: Ein Betrieb bestellt beispielsweise fünf Teile und der Großhändler muss diese fünf Teile aus fünf verschiedenen Standorten in fünf Fahrten anliefern. Das erzeugt extra Lieferkosten. Wenn ein Großhändler aber beispielsweise zweimal die Woche eine große Bestellung bekommt, wird der Aufwand auch für den Betrieb viel kleiner (nicht fünf Pakete aufmachen, prüfen, verräumen und Pappe entsorgen, sondern zwei) und der Großhandel wird bessere Lieferpreise machen. Der Betrieb hat zudem noch eine geringere Abhängigkeit von den Großhändlern. Übrigens behaupten Großhändlern manchmal, dass ein Bauhandwerksbetrieb kein Lager bräuchte, der Großhandel sei quasi das verlängerte Handwerkerlager – das ist allerdings nur zum massiven Vorteil des Händlers.

Fazit:

Eine Tischlerei hat zwischen 800 und 2000 Artikel im Gebrauch, SHK- Betriebe bis zu 4500, die sie benötigen. Wie soll das ohne Lager funktionieren? Das Produktionsmaterial ist eins, aber das Material, welches der Betrieb braucht, um arbeitsfähig zu sein, ist der Knackpunkt. Die Lösung ist einfach:
Es wird ein Lager eingerichtet, worin die Prozesse der Betriebe mit Lagerregalen abgebildet werden. Es sollte unbedingt Lagerregale für die wiederkehrenden Standardmaterialien geben. Für projektbezogene Kommissionsmaterialien wird ein Retourenprozess eingerichtet mit passenden Retourenregalen. Wenn keine Retoure läuft, sind diese Regale leer. Denn alles andere ist Standardmaterial und kann jeden Abend in die definierten und beschrifteten Regale wegsortiert werden.

So gibt es keine gemischten Restekisten mehr, alles Material geht zurück in den Produktionsprozess, keine tausende Euros in Kisten versenkt stehen in Ecken herum und es herrscht Ordnung und Sauberkeit.

Unser Tipp ist: mit einem sinnvollen Lagerrücklaufregal beginnen und dann über eine optimierte Lagerorganisation nachdenken. Denn ein Handwerkerlager ist eine Goldgrube. Mehr dazu unter www.paulus-lager.de

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